Sichtbarkeit und Würde

Sichtbarkeit ist Würde.

Common Space® hält sie offen.

Ein Common Space® ist ein Raum, in dem Menschen sichtbar bleiben.
Er vergemeinschaftet nicht.
Er löst Einzelne nicht im Wir auf.
Und er nivelliert nicht Unterschiede oder Beiträge.

Sichtbarkeit ist ein Grundprinzip von Würde.

Menschen haben das Recht, als diejenigen erkannt zu werden, die sie sind –
mit ihrer Haltung, ihrer Erfahrung, ihrem Wissen, ihren Grenzen und ihren
Beiträgen.

In vielen Organisationen geschieht jedoch das Gegenteil:
Beiträge verschwimmen, Quellen werden unkenntlich, Impulse gelten plötzlich als „gegeben“.
Was einst von Einzelnen eingebracht wurde, erscheint irgendwann als Bestandteil des Systems. Damit geht nicht nur Anerkennung verloren, sondern auch Verantwortung.

Ein Common Space wirkt dieser Dynamik entgegen.
Er hält fest, wer etwas einbringt,
woher ein Gedanke stammt,
welche Werkzeuge genutzt werden
und welche Verantwortung jede Person trägt.
Nicht um abzugrenzen, sondern um Würde zu schützen und
Machtverschiebungen sichtbar zu halten.

Sichtbarkeit bedeutet im Common Space nicht Selbstdarstellung.
Sie bedeutet Anerkennung der Singularität:
der Unterschiedlichkeit, der Beiträge und der je eigenen Stimme. Nur wo Menschen sichtbar bleiben, kann sich ein gemeinsamer Raum bilden,
der nicht vereinnahmt, sondern trägt.

 

Eine kleine Parabel
In einem Garten arbeitete ein Gärtner, der einen Teil seiner Werkzeuge selbst mitbrachte. Er hatte sie sorgfältig ausgewählt und über die Jahre erprobt. Da war der Spaten, den er geschärft hatte, die feinen Scheren für die unterschiedlichen Pflanzen, grobe und spitze Hacken. Er setzte sie ein, um schwierige Böden zu lockern, Pflanzen zu stabilisieren und alles zum Wachsen und Gedeihen zu bringen. Gerne teilte der Gärtner seine Werkzeuge mit anderen. Er lieh sie aus, erklärte, wie man sie gut nutzen kann, sodass auch andere damit arbeiten konnten.

Mit der Zeit erschien es manchen so, als ob die Werkzeuge zum Garten selbst gehörten. Dass sie aus dem Eigentum des Gärtners stammten, hatten alle irgendwann einmal vergessen. Als man dem Gärtner eines Tages gebot weiterzugehen, bat er darum, seine Werkzeuge wieder an sich nehmen zu können. Sie gehörten ihm und er brauchte sie, wenn er zu anderen Gärten weiterziehen wollte.

So sehr hatten sich alle an den Gärtner und seine Werkzeuge gewöhnt, dass sie es geradezu als Frechheit empfanden, dass der Gärtner seine Werkzeuge mitnehmen wollte. Die gewohnte Routine geriet ins Wanken, denn vieles, was selbstverständlich schien, war es nie gewesen. 

Zurück blieb ein Garten, der neu geordnet werden musste. Erst in diesem Moment wurde sichtbar, wie sehr der Gärtner und seine Werkzeuge fehlten und wie viel Arbeiten im Garten von ihnen abhängig waren.