Resonanz geschieht nicht dort, wo wir etwas festhalten.
Sie geschieht dort, wo wir offen sind – ohne zu wissen,
ob eine Antwort kommt.
Vielleicht ist es Rainer Maria Rilkes Liebeslied, das diese Erfahrung am feinsten berührt.
Zwei Saiten.
Getrennt.
Gespannt.
Ein Bogen.
Die Saiten berühren sich nicht.
Und doch entsteht Klang.
Resonanz lebt nicht von Nähe ohne Grenze,
sondern von Abstand, der Beziehung ermöglicht.
Sie ist kein Einswerden, sondern ein Antworten.
Kein Zugriff, sondern ein Sich-anrühren-lassen.
So verstanden ist Resonanz unverfügbar.
Sie lässt sich nicht machen, nicht sichern, nicht verlängern.
Sie kann entstehen – und sie kann enden.
Dass sie endet, nimmt ihr nichts von ihrer Wahrheit.
Auch Bezogenheit ist unverfügbar.
Gabe.
Und Zumutung.
Hartmut Rosa beschreibt Resonanz als eine Beziehung,
die nicht auf Beherrschung beruht, sondern auf Hören und Antworten.
Die Welt antwortet nicht auf Befehl.
Sie antwortet, wenn wir ansprechbar sind.
Resonanz ist kein Zustand.
Sie ist ein Geschehen.
Sie bleibt nicht,
weil wir sie halten.
Sie klingt,
solange Spannung da ist.
Und wenn sie verstummt,
bleibt Erfahrung:
dass etwas möglich war.